Second Horizon
von E.F. von Hainwald

Kurzbeschreibung lt. Shop:
»Ist so etwas Unvollkommenes wie der Mensch dazu in der Lage, ein perfektes Wesen zu schaffen?«

Das Antlitz der Welt wurde durch Wissenschaft, Magie und die ewigen Mühlsteine der Zeit geformt – nichts ist vom Griff des Fortschritts unberührt geblieben.

Wolf ist in einem Zustand zwischen Mensch und Bestie gefangen, der innere Kampf zwischen Instinkt und Verstand bestimmt seinen Alltag. Als plötzlich eine junge Frau vom Himmel fällt und sich ihm nur als Babe vorstellt, ahnt er nicht, dass mehr als nur seine Freiheit auf dem Spiel steht. Durch eine körperlose Hackerin und einen düsteren Exorzisten verwischen die Grenzen zwischen Richtig und Falsch. Gemeinsam wagen sie sich viel zu nah an das Herz der Machthabenden und müssen sich fragen, was ihnen Vertrauen und Selbstbestimmung wert sind.

Im Kampf gegen ihre eigenen Ketten lenken sie den gierigen Blick des letzten Gesetzes auf sich – die Krone menschlichen Schaffens, Wesen aus lebender Technik und verdrehter Magie:
Die Engel.

Die Faszination düsterer Fantasy trifft mit derben Humor auf die Komplexität des Science Fiction.



Meine Meinung:
Der neue Roman von E.F. v. Hainwald ist eine Dark Fantasy Story, wie ich sie in Art, Aufbau und Setting noch nie erleben durfte. Die bildhafte Sprache verursacht beim Lesen ein Gefühl, mitten in der Geschichte zu stecken und man ist mehrfach versucht, sich ganz langsam umzudrehen, um sich selbst keiner Gefahr auszusetzen. Der Leser wird in eine Welt hineingezogen, die detailreicher nicht sein könnte und verspürt oft das gleiche dringende Bedürfnis wie die Protagonisten – sei es nach Sauerkirschschokolade oder einer ausgiebigen Dusche.

Die Charaktere des Buches sind allesamt seltsame Unikate, die sich dem Mainstream entgegenstellen oder, wie es im Buch herauszulesen ist, die dem Schwarm, der Gemeinschaft, zu entkommen versuchen. Jeder Charakter, ob es die rüpelhaft anmutende Babe ist oder auch der wölfische Mensch – oder ist es menschlicher Wolf? - wartet mit einer Tiefe auf, die sich im Laufe des Buches zuspitzt, ausformt und mit einem explosiven Finale seinen Höhepunkt findet. Am ehesten greifbar war für mich Elian. Wer das ist, lest selbst nach. Er ist besonders, skurril und doch nicht so, wie es auf den ersten Satz scheint.

Auch die auftauchenden, raumnehmenden Engel stellen eine große Besonderheit dar, weitab jedweder Verniedlichung als pausbackige Kleidchenträger. Diese Engel wirken verstörend und unchristlich auf den Leser und regen sehr zum Nachdenken an.

Obwohl ich eigentlich im Genre Dystopie und Dark Fantasy eher weniger unterwegs bin, holte mich der Autor ab und gab mir das Feeling, von Anfang an nicht falsch in dieser Art Geschichte zu sein.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und nach anfänglichen Schwierigkeiten, mich auf das zuweilen ein wenig zerstörte/zerstörerische Setting einzulassen, habe ich jede Seite verschlungen und wurde tief in den Bann der Story gezogen. Hin und wieder wartet der Schreibstil mit vielen Details auf, die der Leser erst beim zwei- oder dreimaligen Lesen des Absatzes voll erfassen kann und doch empfand ich es als lesenswert und herausfordernd.

Rundherum ein wunderbares Werk mit vielen Details und tollem Setting, ausgeformten erwachsenen Charakteren und einer gesellschaftspolitisch kritischen Betrachtungsweise, der von manchen Menschen angestrebten einheitlichen Lebensweise.
Im gesamten Buch spiegelt sich möglicherweise die Weltsicht des Autors wider – vielleicht überspitzt, vielleicht genau so, aber in jedem Fall ohne zu raumgreifend zu werden.

Fazit: Absolut lesenswert! 4 Sterne!

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